Als ganzheitliche Trauerbegleiterin spüre ich sehr gut, wie es Menschen bei ihren Abschiedsprozessen geht.
Was aber führt dazu, sich gerne und intensiv mit dem Thema Tod auseinandersetzen zu wollen?
Heute möchte ich etwas sehr Persönliches schreiben und teilen: warum ich ganzheitliche Trauerbegleitung anbiete, was das genau bedeutet und wie das mit meiner Biographie zusammenhängt.
Der Tod hat mich immer schon fasziniert. Als ich 8 Jahre alt war, "meldete" sich mein Opa in der Nacht seines Todes. Für mich hatte das nichts Unheimliches damals. Ich hörte das Klavier, das in unserer Diele stand und sah, wie sich die Tasten bewegten. "Das Lieblingslied vom Opa!" dachte ich damals und freute mich. Eher war es verwunderlich für mich als Kind, dass ich die Einzige war, die das hören und sehen konnte. "Geh´ schlafen, du hattest bestimmt einen Traum!" war die Antwort.
So waren es in meiner Kindheit und Jugend einige Personen, die sich "meldeten" vor ihrem Tod. Das, wo ich mich damals sehr alleine und unverstanden fühlte ist heute "normal" geworden für mich und sehr viele Personen.
Sterbende möchten sich verabschieden. Auch dann, wenn sie nicht im gleichen Raum sind mit dir (physisch). Je mehr es uns gelingt, dies wahrzunehmen und nicht als "Einbildung" abzutun, umso mehr werden wir auch andere Zeichen sehen und verstehen können im Alltag.
Während meiner Jugendzeit beschäftigte mich Suizid und was Menschen dazu bringen könnte, sich freiwillig das Leben zu nehmen. Wie viele andere Jugendliche erlebte ich die Höhen und Tiefen dieser Teenagerzeit sehr intensiv. Ich liebte es, zu schreiben und in meinen Gedichten kam immer wieder das Thema Tod vor. Das passte so nicht zur Feierstimmung von vielen Gleichaltrigen und ich fragte mich natürlich immer wieder: "Warum interessierte mich dieses Thema so, dass ich Bücher von Elisabeth Kübler-Ross verschlang?".
Die Frage blieb unbeantwortet. Durch einen guten Freund kam ich zum Tibetanischen Totenbuch, zu unterschiedlichen Ansätzen zu Tod, Wiedergeburt, Trauerarbeit in anderen Kulturen. Es faszinierte mich.
Dann kam der 11.2.1999... ein Tag, der sich in meinem Herzen einbrannte wie ein schmerzender Dolchstich (zumindest stelle ich mir einen Stich von einem Dolch so vor).
An diesem Tag verunglückte mein Bruder tödlich bei einem Unfall in den Bergen.
Nichts war mehr so wie zuvor.
Zu dieser Zeit begann ich, täglich zu schreiben... Briefe an ihn, die ich irgendwie abschickte ... ich spürte, dass er bei mir war während des Schreibens. Es fühlte sich so an, als wäre er nahe und bei mir.
Die Trauer ging in Wellen und ich ließ es zu: alles! Die Wut, den Schmerz, die Angst, die Sehnsucht, das Lachen, die Erinnerungen, den Neid (ja auch das war bei meiner Trauer ein Teil) und überforderte damit immer wieder mein Umfeld.
Auf der Uni buchte ich jede Lehrveranstaltung zum Thema Tod, Trauer, Abschied und las, besuchte Trauergruppen und Trauerseminare, sprach und schrieb zu allen Themen.... und dennoch.... ich lernte, dass jedeR anders mit Trauer umging. Viele wollten damit gar nichts zu tun haben, da es zu sehr schmerzte. Auch war es der Fall, dass mein Umgang so anders war als der meiner Familienangehörigen. Das durfte sein. Das musste sogar sein.
So lernte ich, was ich brauche. Wie ich verarbeite. Was mir gut tut und vor allem auch: wer mir gut tut.
Die Trauer ist ein Einlassen. Sich-einlassen auf alles, was gelebt werden möchte und zum Ausdruck gebracht werden will. Das ist nicht leicht und ich war darauf nicht vorbereitet.
Aber... das Lesen und Befassen mit Tod, Trauer, Schmerz all die Jahre zuvor gaben mir einen Raum. Diesen Trauer-Raum, den ich immer besser in mir kennen lernen konnte.
Viel später (2014) machte ich die Ausbildung zur Lebens- Trauer und Sterbebegleiterin in Wien und wusste: "ich muss das machen"... auch wenn ich nicht genau wusste, warum eigentlich.
Ein Jahr später hatte ich zwei Fehlgeburten... die mich zutiefst in ein Loch stürzten.
Das, was ich brauchte ... schien es irgendwie nicht zu geben in meinem Umfeld...
Das, wie mein Körper und Emotionssystem litt.... heilte ich mit eigens kreierten Ritualen zu der Zeit...
Der Schmerz musste durch meinen Körper fließen und ganz tief gehen, um das begreifen und verstehen zu können.
Gesellschaftlich war es zu der Zeit noch ein "Tabu", darüber zu sprechen und überhaupt trauern zu "dürfen"... es war doch nicht wirklich was "passiert"... aber in mir brachen Welten zusammen.
Heute fühle ich meine zwei Sternenkinder auf eine Art und Weise, die wunderschön ist... vielleicht unbegreiflich für Viele, da es die Kinder ja "nie gegeben hatte" ... in mir spürte ich sie und vor allem diese tiefgehende Liebe.
Zwei Jahre später begleitete ich meinen Papa intensiv in der letzten Phase seines Lebens.
Es war eines der größten Geschenke bisher in meinem Leben und der Kurs hat mich darauf vorbereitet: Raum zu geben für Abschied. Raum zu lassen für das, was ist. Nichts verändern wollen. Sich selbst zurück nehmen.
Die Nacht seines körperlichen Loslassens von der Erde war keine einfache Nacht... und dennoch fühlte und fühle ich mich gesegnet und zutiefst dankbar, dass ich da sein konnte und die Ehre hatte, ihn zu begleiten.
Es gibt nichts Schwereres, als mit dem Schmerz des Todes von geliebten Menschen umzugehen.
Es gibt aber auch nichts Schöneres, als die Geschenke der Verbindung, Liebe und Nähe zu spüren.
Der physische Tod fordert von Angehörigen sehr viel... und es braucht Räume, um damit umgehen zu lernen.
Was wir geschenkt bekommen, wenn wir uns ganz auf den Schmerz des Abschieds einlassen: ein buntes Leben mit so vielen Zeichen und so viel Liebe, die wir über den (physischen) Tod hinaus bekommen!
Falls du gerade um einen geliebten Menschen trauerst und feststeckst: vertraue darauf, dass das Durchwandern dieser dunklen Täler notwendig ist.
Solltest du feststecken in deinem Schmerz: es gibt immer Hilfe ... und solltest du Begleitung suchen: es wäre mir eine Freude!
Als ganzheitliche Trauerbegleiterin halte ich einen vertraulichen und geschützten Raum für dich:
* für all deine Emotionen
* für deine Entwicklung
* das Durchwandern von Schmerz, Veränderung, Abschied
* Rituale und Zeremonien, die dich unterstützen und verbinden mit deinem/n Verstorbenen
Mögen wir uns mit der Liebe verbinden, die über Raum und Zeit immer vorhanden ist...
Mögen wir vollen Herzens Abschied nehmen, um vollen Herzens zu leben...
Mögen wir anerkennen, wie wichtig das Trauern ist, um liebevoll weiter zu gehen...